Eurostudio Landgraf
Kollaboration
Stück in zwei Akten von Ronald Harwood
Ronald Harwood arbeitet als Drehbuchautor („Der Pianist“) und als Dramatiker für das Theater. Zentrale Thematik seiner Stücke ist die Frage nach der menschlichen Moral in politischen Extremsituationen, besonders nach der Integrität von Künstlern angesichts von Repressionen und Verlockungen durch die Inhaber totalitärer Macht. Beispiele dafür sind das Schauspiel „Der Fall Furtwängler“, das in der Saison 2001/02 bei uns zu sehen war und das Stück „Kollaboration“, das 2008 Premiere hatte und sehr erfolgreich aufgeführt wird. Es geht um die künstlerische Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten Richard Strauss und dem jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig und um die Frage, inwieweit sich Strauss vom nationalsozialistischen Regime hat vereinnahmen lassen und diesem Diener und Stütze gewesen ist. Nach dem Tode Hugo von Hofmannsthals, der über viele Jahre der Librettist der so erfolgreichen Opern von Richard Strauss gewesen ist, sucht dieser einen neuen fähigen Autor als Partner, den er in Stefan Zweig findet. Das erste Ergebnis der Zusammenarbeit ist die Oper „Die schweigsame Frau“, deren Uraufführung 1935 ein großer Erfolg wird. Alle weiteren Pläne im Hinblick auf gemeinsame Opernprojekte zerschlagen sich angesichts der Ächtung des Juden Zweig durch das herrschende Regime. Die Nazis üben unverhohlen Druck auf Strauss aus, die künstlerischen und persönlich freundschaftlichen Beziehungen zu Zweig und seiner Frau aufzukündigen. Zweig verlässt Deutschland und begeht 1942 zusammen mit seiner Frau in Brasilien Selbstmord. Am Ende des Stücks steht Strauss vor einem Entnazifizierungsgremium, erklärt und rechtfertigt sein Verhalten und sein Verhältnis dem untergegangenen System gegenüber Das abschließende Urteil aber soll sich nach Harwoods Intention der Zuschauer selbst erarbeiten, die Bühne liefert dazu die Grundlagen.