Der Besuch der alten Dame

Ich gebe Euch eine Milliarde und kaufe mir dafür die Gerechtigkeit. Dieses Angebot der berühmten Protagonistin Claire Zachanassian im Dürrenmatt-Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ hat nie seine Bedeutung verloren. Denn wer würde schon beurteilen wollen, wie weit eine Gemeinschaft geht, wenn ihr ein Leben ohne finanzielle Nöte mit einer florierenden Wirtschaft und sozialem Wohlstand in Aussicht gestellt wird? Wenn der Gewinn derart vielversprechend ist, sehr weit – denkt sich die Multimillionärin Claire Zachanassian, als sie nach jahrzehntelanger Abwesenheit in ihr Heimatstädtchen Güllen zurückkehrt, um eine alte Rechnung zu begleichen. Der Güllener Alfred Ill, ihr ehemaliger Jugendfreund, hatte seinerzeit die Vaterschaft des gemeinsamen Kindes vor Gericht bestritten und bewirkt, dass Klara entehrt und gedemütigt Güllen verlassen musste. Jetzt will die alte Dame nur noch eines: Vergeltung. Sie macht den Bürgern Güllens ein unmoralisches Angebot: Sie sichert ihnen eine „Spende“ in Höhe von einer Milliarde zu, wenn sie im Gegenzug Alfred Ill umbringen. Auf der Viersener Festhallenbühne ist Friedrich Dürrenmatts zeitlose Parabel über den Menschen in kapitalistischen Systemen in einer Inszenierung von Felix Rothenhäusler zu sehen, einem 29jährigen Regisseur, der bereits mit mehreren nationalen und internationalen Regiepreisen für „Newcomer“ ausgezeichnet wurde und sich einen Namen für die spannende Umsetzung von Klassikern gemacht hat.