Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?
Schauspiel von Edward Albee
Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?
- Schauspiel von Edward Albee
George und Martha sind seit 20 Jahren verheiratet. Für sie, die Tochter des College-Präsidenten, und ihn, den Geschichtsprofessor an diesem College, haben sich die zarten und leidenschaftlichen Bande der Liebe im Laufe der Ehejahre in die Ketten einer unentrinnbaren Ehehölle verwandelt. Diese Ketten setzen sie unermüdlich einer gnadenlosen Zerreißprobe nach der anderen aus.
Das tun sie auch heute, an dem Abend, der die endgültige Entscheidung herbeiführen soll: Es ist spät, zwei Uhr in der Nacht, sie kommen reichlich alkoholisiert von einem Fest nach Hause, aber Martha hat noch Gäste eingeladen - ohne Wissen ihres Mannes. Der Alkohol fließt in Strömen, und der junge, aufstrebende Biologieprofessor Nick und seine von ihm zärtlich "Honey" genannte Frau werden gleich nach ihrem Eintreffen zu hilflosen Zeugen eines heftigen Streits der Eheleute, bevor Martha und George das blauäugige Pärchen gnadenlos und ohne Rücksicht auf eigene Verluste immer tiefer in die Grabenkämpfe ihres Beziehungskrieges hineinziehen...
Als Martha mit Nick schließlich in der Küche verschwindet und Honey - hilflos betrunken - auf den Badezimmerfliesen wilden Wahnvorstellungen erliegt, fasst George den Entschluss, die größte Lebenslüge seiner Frau - die Illusion von der Existenz eines Sohnes, den sie nie hatte, zu zerstören und Martha unwiderruflich in die Realität zu stoßen. Als der neue Tag sein Licht auf das Schlachtfeld wirft, gibt es keine Sieger, aber es gibt Hoffnung...
In einer Bar in Greenwich Village las Edward Albee diesen Satz auf einem Spiegel: "Who‘s Afraid of Virginia Woolf?", eine Anspielung auf das Kinderlied „Wer hat Angst vorm bösen Wolf“ („Who’s afraid of the big bad wolf?“) und die – damals noch kaum bekannte – feministische Autorin. Eigentlich sollte sein neues Drama "The Exorcism" heißen, und um eine Teufelsaustreibung geht es auch bei dieser berühmten Afterparty von Martha, George, Nick und Honey, deren drei Akte er folgerichtig betitelte mit Spaß und Spiele, Walpurgisnacht und Exorzismus.