Die lange Jazz-Party-Nacht
29. Int. Jazzfestival 2015 - Tag 3
Vier Tage Blue Notes in St. Ingbert
3. Festivaltag Samstag, 22. März 2015 20:00 Uhr Johanna Borchert • Johanna Borchert - piano, voice, arrangements • N. N. - Video, visual effects Es herrscht selbst unter gewieften Musikjournalisten Ratlosigkeit beim Versuch, Johanna Borchert in eine Schublade einzuordnen. Björk und Kate Bush sind nicht die einzigen Namen, mit denen Johanna Borchert verglichen wird, es fiel auch der Name Annette Peacock und sogar Tom Waits. In einem Punkt sind sich alle einig: Borcherts Musik lässt niemanden kalt. Die Stimme, die Komposition, die Instrumentalisierung, der Text. Und wer Johanna Borchert live erlebt hat, kann bezeugen, dass die Lichteffekte, die Videoinstallation, das Zupfen oder Streichen der Flügelsaiten die Eindringlichkeit und Intensität, ja auch die Attraktivität des Ganzen erhöhen. Johanna Borchert selbst ist eine bekennende Jazz-Musikerin, für die Improvisation ein Muss ist. Der aber der konventionelle Jazz als Entfaltungsfläche ihrer Kreativität und Originalität nicht mehr ausreicht. Der beste Beweis ist die im Herbst 2014 erschienene CD "FM Biography", die von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Tatsache ist, dass die frühere Bremerin, die heute in Berlin lebt, in der Branche für Aufmerksamkeit sorgt. Der Grund ist nicht zuletzt in ihren hervorragenden Videoclips zu den Stücken des neuen Albums zu suchen. Die Clips sind ebenfalls ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Film- und Tricktechnik. Nach der Ausbildung in Jazzpiano und Komposition bei Django Bates, Hubert Nuss und David Friedmann – was an sich schon eine Referenz ist – hatte Borchert 2004 gemeinsam mit drei Kollegen ihr wohl bisher bekanntestes Projekt gegründet: das 2012 mit dem Neuen deutschen Jazzpreis dekorierte Quartett „Schneeweiß & Rosenrot“. Johanna Borchert spielt das Programm FM-Biography so-wie aus ihrer früheren CD Orchestre Idéal auch solo. Mit Flügel, der teilweise präpariert, Synthesizer und ihrer Stimme. Mit Klang- und Video-Installation oder ohne.. 3. Festivaltag Samstag, 22. März 2015 21:30 Uhr Nina Attal Septett Mit mehr als 300 Konzerten und der unbedarften Frechheit ihrer 22 Jahre überwindet die Pariserin Nina Attal alle Grenzen. Das Ausnahmetalent galt im Alter von 16 bereits als eine der viel versprechendsten Stimmen des französischen Blues und ist heute ein funkelnder Stern am Soul Himmel. Ihr zweites Album „Wha“ (VÖ 2014, SKIP Records), produziert in New York von Philippe Devin und Jerry Barnes, bietet einen kraftvollen Mix aus B.B. King, Stevie Wonder, Albert King and Chaka Khan-Einflüssen, gebettet in geschmackvollen Rhodes-Sound, stylische Gitarren und schäumende Bläser-Riffs. Beim ersten Hören klingt Nina Attal wie eine üppige Blues-Diva aus Memphis oder dem Mississippidelta, doch dieser Eindruck könnte unzutreffender nicht sein. Die Kraft ihrer Stimme hat nichts mit ihrem Alter oder Gewicht zu tun. Die lebhafte, zierliche Pariserin, zelebriert ihren Blues in überragendem Rhythmus. Was wie ein Klischee klingt, ist bei Nina die Wahrheit, bestätigt vom Tattoo auf ihrem rechten Arm. Dort steht in großen Buchstaben: „GROOVE“. In den legendären New Yorker Avatar Studios, einst Heimat von Paul McCartney, Stevie Wonder und Chaka Khan, entstand, was Nina als ihr erstes „richtiges“ Album bezeichnet: „Wha“ – benannt nach dem berühmten Greenwich Village Café, in dem Bruce Springsteen, Kool & the Gang und Jimi Hendrix einst an ihrer Musik feilten. Die Kompositionen auf „Wha“ überzeugen mit coolen Grooves, süßen Rhodes-Sounds, peitschenden Basslinien, eingängigen Riffs und erhebenden Bläsern. Eine ideale Mischung, die Ninas großartigen Gesang noch hervorhebt, fernab von gängigen Blues-Diva-Klischees 3. Festivaltag Samstag, 22. März 2015 22:00 Uhr Beat'n Blow • Katie La Voix - Gesang • Steve M. Gold &Lukas Linhart Trompete • Jasper Bieger & Björn Frank Saxphon • Christian Fischer Posaune • Steve R. Lukany Tuba • Micky Bister & Enno Kuck Schlagzeug • Funk und Soul ohne Gitarre und Bass? Beat 'n Blow machen es vor. Anstelle des klassischen Werkzeuges setzen die Berliner auf Blasinstrumente und kommen ganz ohne elektronische Verstärkung aus. Seit ihrem ersten Auftritt in St. Ingbert im Jahr 2000 hat sich viel getan. Immer noch tritt die 1994 gegründete Formation in einer recht typischen Brassband-Besetzung auf. Im Lauf der Jahre entschieden sich die Berliner allerdings gegen eine Fortsetzung als reine Instrumentalband und begaben sich auf die Suche nach einer passenden Stimme. Mit Katie La Voix fanden sie eine stimmgewaltige Frontfrau mit deutlichem Soul-Einschlag. Seit 2009 singt man auf Deutsch. Für "Hund Ohne Leine" zeichnet Katie La Voix für die erstmals deutschsprachigen Texte verantwortlich. Auf ihrem fünften Langspieler "Nackt Und Roh" (2011) entwickelt die neunköpfige Truppe ihr Konzept konsequent weiter. Beat 'n Blow stehen für einen Brassband-Sound, der ohne volkstümliche Einflüsse, penetrante Mundart oder abge-drehte Soloeinlagen auskommt. Viel eher machen die qualitativ hochwertigen Songs und die astrein groovende Begleitung die Berliner zu einer besonderen Combo. Im August 2014 erschien die neueste CD mit dem Titel "Über die Ufer", welche die Vielseitigkeit der Band belegt. Deutsche und englische Titel laden zum Tanzen ein. Et-was, was viele der 300.000 Besucher beim Bürgerfest zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls auch taten. Dort erlebte man Beat'n Blow Auf der Hauptbühne vor Stars wie Udo Lindenberg, Peter Gabriel etc.