Thüringen Philharmonie Gotha
Er singt seinen eigenen Gesang
A10
Bruckner hatte es nicht leicht, sich in einer Zeit, die nur die konservativen Brahmsanhänger auf der einen und die neudeutschen Wagnerianer auf der anderen Seite kannte, als Komponist mit seinen sinfonischen und geistlichen Werken zu behaupten. In Wien sah er wegen seiner Verehrung für Richard Wagner den Unmut des Kritikers Eduard Hanslick gegen sich gerichtet. Doch auch ohne dessen scharfzüngige Ablehnung hätte es um Bruckners Selbstvertrauen nicht wesentlich besser gestanden. Seine vierte Sinfonie, deren Partitur er innerhalb des Jahres 1874 zu Papier gebracht hatte, unterzog er, bis sich 1881 endlich eine Gelegenheit für die Uraufführung ergab, noch mehrfach gründlichen Umarbeitungen. Einmalig unter allen seinen sinfonischen Kompositionen ist der Beiname „Romantische“, mit dem er sie überschrieben hat. Welches Programm er sich darunter vorstellte, bleibt allerdings dem Hörer offen zu deuten.