Schweben die Wolken langsam hinweg

Es gibt nicht viele Werke in der Musikgeschichte, mit deren Entstehung ihre Komponisten so lange und intensiv gerungen haben wie Johannes Brahms mit seiner ersten Sinfonie. Insgesamt dürften etwa zwanzig Jahre zwischen seinen frühesten sinfonischen Vorhaben und der Uraufführung der Sinfonie am 4. November 1876 in Karlsruhe vergangen sein. Zu dieser Zeit war Brahms natürlich kein Unbekannter mehr, und die Aufführung seiner ersten Sinfonie sowie die Wiederholung davon wenige Tage später in Mannheim wurden zu großen musikalischen Ereignissen. Aus allen Teilen des Landes reisten bedeutende Musiker und Freunde des Komponisten an, um bei dem ersehnten Ereignis dabei sein zu dürfen, und innerhalb kürzester Zeit wurden weitere Aufführungen in München, Wien und Leipzig der Öffentlichkeit präsentiert.
„Die Einleitung ist eine gigantische Prozession wolkenähnlicher Figuren, die dazu bestimmt sind, in den Themen des ersten Satzes Gestalt anzunehmen. Während die traurige Wehklage einer Oboe aufsteigt, niedersinkt und sich unter den anderen Instrumenten verliert, schweben die Wolken langsam hinweg.“ Donald Tovey