(7569) Zweifel

Euro Studio Landgraf / Altes Schauspielhaus Stuttgart

Zweifel

Eine Parabel in zwei Akten von John Patrick Shanley

Tickets für Zweifel bei ProTicket kaufen

Selten ist ein Theaterstück in den USA so mit Lob und Preisen überschüttet worden wie die 2004 in New York uraufgeführte ‚Parabel’ „Doubt“ des 1950 im Stadtteil Bronx geborenen John Patrick Shanley. Aber nicht nur die professionellen Kritiker waren begeistert , mit 550 Vorstellungen allein am Broadway war das Stück ein Publikumserfolg ersten Ranges. Und dieser Erfolg sollte sich später in Australien und Europa fortsetzen. Dabei ist das, was Shanley bietet, alles andere als leichte Kost, alles andere als lediglich unterhaltsames Spiel. Es geht um ernste, existentielle und drängend aktuelle Probleme unserer Zeit Schwester Aloysius, die prinzipientreue, ja prinzipienstarre Leiterin einer katholischen Schule in der Bronx wacht mit Argusaugen über die ihr anvertrauten Jungen und führt das Internat mit eiserner Hand. Der junge, allseits beliebte Pater Flynn mit seinen fortschrittlichen Ansichten und seiner Liberalität ist ihr ein Dorn im Auge. Als sie erfährt, wie intensiv sich Flynn um Donald, den ersten schwarzen Schüler der Anstalt, kümmert, ist ihr Misstrauen geweckt: Ist Flynns Anteilnahme am Schicksal des Jungen wirklich rein beruflicher Natur, oder vergeht sich womöglich der Pater an dem Kind? Für Schwester Aloysius reicht diese Frage aus, um einen Feldzeug aus Verdächtigung und Verleumdung gegen Flynn zu starten. Die Frage wird übrigens nicht eindeutig beantwortet. Dem Autor geht es nicht um einen Kriminalfall und seine Lösung, sondern um das Verdeutlichen von Denk- und Verhaltensstrukturen , um das Aufdecken und Begreifbarmachen der Grundlagen, auf denen schmerzhafteste zwischenmenschliche Konflikte entstehen, Konflikte, an denen z. B. die junge Nonne Schwester James zerbricht. So wenig das Stück letztlich hinsichtlich der Frage von Schuld oder Unschuld der Personen klare Auskunft gibt, so wenig bietet es Problemlösungen oder ein Wedeln mit dem moralischen Zeigefinger. Am Ende ist der Zuschauer – jeder für sich – gefragt.