40. TAGE ALTER MUSIK IN HERNE 2015
TOTENKULT
Caitríona O´Leary und Dúlra
»Ein Gebet für den Toten, ein Lied für den Lebenden!«, so lautet ein uraltes Sprichwort, das den Zwiespalt zwischen Trauer, Religiosität und der (Aus-)Gelassenheit des irischen Totenkultes treffend beschreibt. In der katholischen Heimat von »Halloween« oder »All Hallows’ Eve«, das in vorchristlicher Zeit noch »Samhain« hieß und der Tag im Jahr war, an dem das Jenseits mit dem Diesseits in Kontakt trat, kommt dem Totengedenken bis heute große Bedeutung zu. Es folgt einem festen Ablauf voller magischer Rituale keltischer Herkunft, die von der Kirche über Jahrhunderte vergeblich bekämpft wurden. Musik spielt bei alledem eine große Rolle, sei es als aufmunternde »Reisebegleitung« für den Verstorbenen, als Trost für die Hinterbliebenen oder als Totenklage über den erlittenen Verlust. Zur nächtlichen Stunde gibt die irische Sängerin Caitríona O’Leary, die bekannt ist für ihre leidenschaftlichen Aufführungen von Alter Musik und traditionellem irischen Liedgut, einen berührenden Einblick in die hochemotionale und gleichzeitig hochkomplexe Welt irischer Klagelieder, den so genannten »Golatraí«, denen neben aller Trauer immer auch das zeitlose Ziel der inneren Reinigung und Seelenheilung zueigen ist.