(15915) Der Junge muss an die frische Luft
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Der Junge muss an die frische Luft

Biografie von Hape Kerkeling

Dies ist eine Veranstaltung des Tourneeveranstalters Kulturinitiative Warstein e.V.

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Der Junge muss an die frische LuftDer Junge muss an die frische Luft - Biografie von Hape Kerkeling

Ruhrpott 1972. Der pummelige 9-jährige Hans-Peter wächst auf in der Geborgenheit seiner fröhlichen und feierwütigen Verwandtschaft. Sein großes Talent, andere zum Lachen zu bringen, trainiert er täglich im Krämerladen seiner Oma Änne.


Aber leider ist nicht alles rosig. Dunkle Schatten legen sich auf den Alltag des Jungen, als seine Mutter nach einer Operation immer bedrückter wird. Für Hans-Peter ein Ansporn, seine komödiantische Begabung

immer weiter zu perfektionieren.


Mit diesem Film entstand eine berührende Kindheitsgeschichte eines der größtenEntertainer

Deutschlands: Hape Kerkeling.

Der Junge muss an die frische Luft - Biografie von Hape Kerkeling


EINE KINDHEIT VOLLER GLÜCK UND KUMMER

Hape Kerkeling ist nicht nur ein beliebter deutscher Comedian und Entertainer, sondern auch der Verfasser des von über fünf Millionen Menschen gelesenen Buchs Ich bin dann mal weg. Seither haben Pilgerwanderungen Hochkonjunktur und auf dem spanischen Jakobsweg soll es schon beinahe zugehen wie in einer deutschen Fußgängerzone an einem Samstag im Advent. Der niedergeschriebene Selbsterfahrungstrip zog auch einen erfolgreichen Spielfilm nach sich, der fast zwei Millionen Kinobesucher anlockte. Und weil sich auch Kerkelings zweites Buch, die 2014 erschienene Autobiografie Der Junge muss an die frische Luft, über eine Million Mal verkaufte, folgt nun dazu die Spielfilmversion, die sich anschickt, mit ihrem Kinostart am ersten Weihnachtsfeiertag zum Publikumsmagneten zu werden.

Es kann eigentlich nichts schiefgehen, wenn ein deutscher Heimatfilm – denn um einen solchen handelt es sich im Grunde bei dieser Schilderung einer Kindheit im Ruhrpott – von der Oscarpreisträgerin Caroline Link (Nirgendwo in Afrika) inszeniert wird. Und auch die bewährte Drehbuchschreiberin Ruth Toma (Solino, Kebab Connection) lässt nichts Geringeres erwarten als eine gekonnt aufgebaute, vergnügliche Geschichte mit Herz. Wer sich also für diesen Filmbesuch entscheidet, wird wohl vor unangenehmen Überraschungen so gefeit sein wie bei der Bestellung eines Wiener Schnitzels im Restaurant.

Der Film umspannt die Jahre 1971 bis 1973 in seiner Schilderung der Kindheit Hans-Peter Kerkelings (Julius Weckauf). Dem circa Achtjährigen gehört auch die Erzählstimme, die gleich zu Anfang sagt, „Vielleicht hätte ich mich einfach mehr anstrengen müssen“. Diese Äußerung verweist auf dramatische Ereignisse im späteren Verlauf, die den emotionalen Kern der Geschichte bilden werden. Doch zunächst sieht man den Jungen nach dem Umzug der Eltern nach Recklinghausen inmitten einer großen Familie aufwachsen. Mutter Margret (Luise Heyer) ist lieb, Vater Heinz (Sönke Möhring) beruflich die meiste Zeit verreist. Als sich Hans-Peter im Karneval als Prinzessin verkleiden will, sorgt die selbstbewusste Oma Änne (Hedi Kriegeskotte) dafür, dass er einen fulminanten Auftritt bekommt. Opa Willi (Joachim Król), die gutmütige Oma Bertha (Ursula Werner) und die eine oder andere Tante sind ebenfalls wichtige Bezugspersonen und emotionale Stützen für den Jungen.

Der Film spielt sich auf doppelte Weise in die Herzen der Zuschauer. Zum einen wecken die oft witzig-urigen Familienszenen und die Details der Ausstattung sicherlich bei vielen Betrachtern das Gefühl, irgendwie auch in die eigene Vergangenheit zurückversetzt zu werden. Zum anderen erweist sich der kleine Hauptdarsteller Julius Weckauf, der über keinerlei Kameraerfahrung verfügte, mit seinem Talent als richtiger Goldjunge.

Ähnlich wie der kleine Hape Kerkeling gab Weckauf daheim auch Imitationen und Parodien zum Besten und so sprachen ihn Kunden im elterlichen Laden auf das Casting für den Film an. Echter kann man sich den kleinen Kerkeling kaum vorstellen. Als Mutter Margret an einer sich sukzessive verschlimmernden Depression erkrankt, lässt der Junge nichts unversucht, um sie mit seinen Sketchen, in denen er Prominente und Leute aus dem Umfeld parodiert, aufzumuntern. Manchmal gelingt es ihm noch, sie zum Lachen oder wenigstens zum Lächeln zu bringen, aber die Tragödie ist dadurch nicht aufzuhalten. Mehr noch als im Buch wird Hans-Peters Ehrgeiz, Leute zum Lachen zu bringen, mit dem Wunsch, die Mutter aufzuheitern, begründet. So bezieht sich auch das eingangs erwähnte Voice-Over-Zitat auf die Vorstellung des Jungen, er hätte die Mutter retten können. Solch ein auf Rührung abzielender Satz macht sich im Film halt gut und auch sonst mangelt es dem Drama nicht an klischeehaften Einfällen. Dass die Charaktere – mit Ausnahme des Jungen selbst – auffallend einfach gezeichnet sind, tut ihrer sympathischen Ausstrahlung jedoch keinen Abbruch. Mutter Margret besteht fast nur aus ihrem fröhlichen Lächeln, bevor der Stress und die Krankheit es versiegen lassen. Oma Bertha ist die gute, Kuchen backende Großmutter mit der Schürze, Hans-Peters großer Bruder Matthes (Jan Lindner) eilt herbei, als der Kleine auf der Straße von rauflustigen Buben attackiert wird. Und als Opa Willi einmal mit Hans-Peter in die Berge fährt, darf ein besinnliches Sitzen am Lagerfeuer nicht fehlen. Mit Ausnahme des tragischen Schicksals der Mutter und dem damit verbundenen Leid Hans-Peters ist diese Geschichte im Grunde eine Ansammlung von Trivialitäten. Kerkeling huldigt im Buch den Menschen, die ihn prägten und begleiteten, auf fröhliche, wehmütig-flüchtige Weise, ohne allzu viel Privates preiszugeben.

Im Film bekommen die Ensembleszenen, etwa wenn wieder eine Familienfeier ansteht, erst recht einen sketchartigen Charakter. Die unverblümten, humorvollen Dialoge mit ihrem Ruhrpott-Zungenschlag wirken anheimelnd und nostalgisch. Das tun auch Szenen, in denen Hans-Peter bekannte Sänger imitiert oder sonstige Schlagermusik erklingt. Im Fernsehen treten Ilja Richter und Dieter Thomas Heck auf, das festliche Büffet inkludiert hartgekochte Eier mit Fliegenpilz-Dekor und einen aus Hackfleisch geformten Igel. Überhaupt wirkt die Ausstattung, besonders das einfache Mobiliar, eher wie noch aus den 1950er Jahren stammend. Möglicherweise steckt auch hinter dieser Entscheidung, den Retrolook noch stark mit der Nachkriegszeit zu verknüpfen, ein wenig klischeehaftes Kalkül: Sie fördert die Assoziation mit dem Milieu der einfachen, aber herzlichen Leute, und in der kollektiven Erinnerung liegen die Schubladen für „verstaubt“ und „heimelig“ sowieso nah beieinander.

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